Klaglos in Klagenfurt 7 und Schluss

Viele Freunde, klare Sache

Es war fantastisch. Von Klagen kann keine Rede sein. Selbst die Preisentscheidungen geben mir Anlass zur Freude, fielen sie doch so aus, wie ich vermutete (siehe Klaglos in Klagenfurt 5): Olga Martynova kriegt Gold, Inger-Maria Mahlke schaffts aufs Treppchen. Matthias Nawrat hatte ich nicht auf der Rechnung, er bekam gleich zwei Preise: Einen von der Jury und einen vom Automaten der Riesenmaschine (siehe KiK 6 und KiK 5 Nachtrag), was man als Indiz dafür nehmen kann, dass sich die Kriterien von Jury und Riesenmaschine unterm Strich letztlich nicht grundsätzlich unterscheiden.

Beim Publikumspreis hatte ich keinen Schimmer. Buchhändlerin Petra Hartlieb aber umso mehr. Bevor der Briefumschlag vor den Kameras geöffnet wurde, meinte sie mit tiefer Wiener Weisheit: „Den kriegt eh die Travnicek.“ Was folgerichtig Sekunden später unter den Augen des Justiziars auch exakt so verkündet wurde: Cornelia Travnicek. „Bei einer Abstimmung im Internet“, sagt die kluge Frau Hartlieb, „hat die jüngste, netzaffinste Autorin die besten Chancen. Viele Freunde, gut vernetzt, viele Klicks, klare Sache.“ Tut immer gut, wenn man mit Fachleuten spricht.

Aus meiner Sicht möchte ich diesem knallharten Realismus noch einen leicht verträumten literaturkritischen Gedanken hinzufügen: Die zehn bis zwölf Seiten, die ein Bachmann-Text lang sein muss, sind eine ideale Länge für die klassische amerikanische Short-Story. Erzählungen nach diesem Modell kommen aber in Klagenfurt kaum vor und werden noch seltener preisgekrönt. Denn die Herzen der Jury erobern sie nur selten, die des Publikums aber, behaupte ich, umso zuverlässiger. Die zwei Geschichten im diesjährigen Wettbewerb, die diesem Erzählmuster am nächsten kamen, waren die von Stefan Moster und Cornelia Travnicek. Der eine ging leer aus, die andere bekam keinen Kritiker-, sondern den Publikumspreis.

Also legt auch dieses Resultat meinen Lieblings-Hypothesen kein Hindernis in den Weg, ganz im Gegenteil. Meine Begeisterung über Klagenfurt braucht also niemanden zu wundern, ebenso wenig wie jetzt wieder meine Begeisterung über diese verwegenen, draufgängerischen Alpenlandschaften, durch die der Zug Richtung München rollt.

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Eine Antwort auf Klaglos in Klagenfurt 7 und Schluss

  1. Lieber Herr Wittstock,
    Frau Travniceks Text war ein Romanauszug, you know…
    Ich friemele in meinem Blog noch an der Sammlung zum Hunde-Motiv bei den TDDL 2012.
    Gute Weiterfahrt bzw. Ankunft
    wünscht
    Doris Brockmann

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