Der Büchersäufer stellt hier Bücher vor, die er mit Genuss bis zur Neige geleert, oder an denen er lieber nur kurz genippt hat.
Heute geht es um Facebook. Ich habe schon vor Jahren meinen Account gelöscht und nachdem ich jetzt “Inside Facebook. Die hässliche Wahrheit” gelesen habe, weiß endlich auch warum.
Nachrichten über Nachrichtenhändler
Als Mark Zuckerberg noch nicht der weltbekannte Facebook-Boss Mark Zuckerberg war, sondern Student in Harvard, experimentierte er bereits mit einem sozialen Netzwerk für seine Mitstudenten. Schon bald prahlte er in einem Online-Chat mit einem Freund, er könne Informationen über fast jeden in Harvard beschaffen, er haben bereits „4000 E-Mails, Bilder, Adressen“. Auf die erstaunte Frage, wie er das geschafft habe, antwortete er: „Die Leute haben es eingegeben.“ Und nach einer Pause: „Ich weiß nicht, warum.“ Erneute Pause: „Sie ‚vertrauen mir’.“ Und dann: „Vollidioten“.
Es ist immer schön zu wissen, was ein Unternehmer von den Leuten hält, die ihn reich machen. Für jeden, der im Fall von Mark Zuckerberg mehr darüber erfahren möchte, ist das Buch von Sheera Frenkel und Cecilia Kang eine wahre Fundgrube: „Inside Facebook. Die hässliche Wahrheit“ (S.Fischer, 24 Euro).
Für Kenner der IT-Branche ist das alles vermutlich nicht neu. Viele dieser Nerds geben einem ja gern das Gefühl, sie wüssten alles, was es zu wissen gibt, stehen dann aber mit offenen Schnürsenkeln vor einem, weil sie keinen Schimmer haben, wie sie die Dinger zukriegen sollen
Für mich war es jedenfalls lehrreich zu lesen, dass Facebook über die Möglichkeit verfügt, herauszufinden, was seine User tun, wenn sie auf anderen Websites unterwegs sind – und sich mit dieser Fähigkeit vor seinen Anzeigenkunden brüstet. Oder wie früh Zuckerbergs Sicherheitsteam wusste, dass russische Hacker per Facebook illegal Wahlkampf für Donald Trump machten. Und es nicht energisch zu verhindern, sondern vielmehr lange zu vertuschen versuchte. Oder dass Facebook-Posts zu der Hetzjagd auf Rohingyas in Myanmar beitrugen, die dann im Massenmord endete. Und dass die Erkundungsmission der UN zu dem Urteil kam, soziale Medien hätten eine „entscheidende Rolle“ bei diesem Genozid gespielt.
Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Seit der Aussage der Facebook Whistleblowerin Frances Haugen weiß man noch genauer, wie rücksichtslos Facebook seine Profitinteressen über die Stabilität von Demokratie und Gesellschaft stellt. Hier der Link zu einem Spiegel-Video dazu. Unter dem Stichwort Frances Haugen gibt es darüber hinaus jede Menge Informationen zum Thema.