Auf der Suche nach der Theorie für den nächsten Banken-Crash
Buch&Bar heute: Über die orgiastischen Vergnügungen alter und allerneuester Philosophen beim Denken und Trinken
Auch die Philosophie ist nicht mehr das, was sie mal war. Früher dachten Philosophen über Gott nach oder die Unsterblichkeit der Seele oder die Frage, ob wir die Realität vielleicht verwechseln mit irgendwelchen Schatten an Höhlenwänden.
Inzwischen hausen Philosophen nicht mehr in Höhlen oder Fässern, sondern in coolen Apartments und schreiben für die „New York Times“. Denn die hat einen Blog, der in Erinnerung an den Stein der Weisen „The Stone“ heißt. In den Artikeln geht es „Von Kung-Fu bis Ladypower“ um das rätselvolle Dasein in unserer modernen Welt. Peter Catapano und Simon Critchley haben daraus ein Buch gemacht (Metzler, 19,99 Euro).
Hier denken Philosophen über Neurowissenschaften nach oder Hollywoods „Matrix“- Serie oder die Frage, ob Kant ein Feminist war. Oder darüber, was künftige Generationen über die dauerironischen Hipster von heute denken werden, die ihnen als ihr Lebenswerk eine Sammlung von Katzenvideos hinterlassen. Am besten gefallen hat mir die Begründung, weshalb selbst Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaft immer erst hinterher wissen, warum die Banken schon wieder einen Crash hingelegt haben: Philosophisch betrachtet, betreiben Volkswirte nämlich gar keine exakte Wissenschaft, sondern so eine Art Pi-mal-Daumen-Handwerk.
Übrigens: Schon die antiken griechischen Philosophen haben bekanntlich gern einen gekippt. Am liebsten Wein. Dazu hielten sie Reden und nannten es nicht Sauftour, sondern Symposion. Und danach kamen freundliche Musikerinnen zu ihnen zu Besuch. Wenn ich da an die deutlich trockeneren Symposien von heute denke! Aber ach, die Philosophie ist eben nicht mehr das, was sie mal war.
2014 startete BUCH & BAR. Die Kolumne ist schon deshalb absolut unverzichtbar, weil sie dem weltbewegenden Zusammenhang zwischen Lieblingsbegleiter BUCH und Lieblingsaufenthaltsort BAR nachgeht, zwischen Geschriebenem und Getrunkenem, zwischen der Beschwingtheit, in die manche Dichter ebenso wie manche Drinks versetzen können. Also haargenau das, worauf jeder überzeugte Büchersäufer immer schon gewartet hat – weshalb ich die Kolumnen hier gern frisch auf die Theke meines Blogs serviere.