Wer wird Freund, wer wird Leckerbissen?
Heute in Buch&Bar: Über einen hundemoralischen Kulturgegensatz beim Lesen und Essen
Es gibt Themen, mit denen man das Herz des Publikums sofort erobert. Mit Geschichten über treuherzige Hunde zum Beispiel. Bei Geschichten über Hundeschlachtungen stehen die Chancen dagegen schlechter.
Vermutlich wird also Rüdiger von Chamiers Buch „Hunde essen, Hunde lieben“ (Tectum, 19,95 Euro) über die Tabugeschichte des Hundeverzehrs kein Bestseller werden. Bedauerlich, denn es ist klug, exzellent geschrieben und, wie ich betonen möchte, kein Rezeptbuch. (Von ein, zwei Zubereitungstipps abgesehen.) Vielmehr ist es der Frage auf der Spur, weshalb eigentlich der Hund in einigen Ländern als bester Freund des Menschen gilt, in anderen aber als Leckerbissen. Und weshalb manche hochgemute Tierfreunde Hunde verspeisende Nationen für moralisch minderwertig erachten, Hühner verspeisende Nationen aber nicht so. Eine kultursoziologisch reizvolle Frage.
Nebenbei: Wussten Sie, dass Hundeschlachtungen zum Zweck der Fleischgewinnung hierzulande erst 1986 verboten wurden? Deutschland hat also erst seit rund dreißig Jahren in hundemoralischer Hinsicht das Lager gewechselt.
Kein schönes Thema, zugegeben. Deshalb möchte ich einen möglichen fiesen Nachgeschmack gern runterspülen mit einem Drink namens Salty Dog. Er ist gewissermaßen eine Promenadenmischung unter den Cocktails, denn es gibt Unklarheiten, wer zu seiner Entstehung beiträgt. Gin oder Wodka? 3 cl entweder von dem einen oder von dem anderen, gemixt mit 12 cl Grapefruitsaft, dazu ein Longdrink-Glas mit Salzrand und Eis – fertig ist ein Salty Dog, den man sich einverleiben kann, ohne einem armen Tier das Fell über die Ohren zu ziehen.
2014 startete BUCH & BAR. Die Kolumne ist schon deshalb absolut unverzichtbar, weil sie dem weltbewegenden Zusammenhang zwischen Lieblingsbegleiter BUCH und Lieblingsaufenthaltsort BAR nachgeht, zwischen Geschriebenem und Getrunkenem, zwischen der Beschwingtheit, in die manche Dichter ebenso wie manche Drinks versetzen können. Also haargenau das, worauf jeder überzeugte Büchersäufer immer schon gewartet hat – weshalb ich die Kolumnen hier gern frisch auf die Theke meines Blogs serviere.