Als Franz Kafka mal bei Mona Lisa vorbeischauen wollte
Heute: Über die Lust am Kunstraub beim Lesen und Trinken
Früher war alles besser. Sogar das Kino war besser. Am 21. August 1911 wurde im Louvre die Mona Lisa gestohlen. Als der Tourist Franz Kafka am 8. September, nur 18 Tage später, nach Paris kam, zeigte ein Kino am Boulevard Montmatre bereits einen Verfilmung des Verbrechens als Komödie.
Daran sollte sich Hollywood heute mal ein Beispiel nehmen. Zugegeben, der Film war nur 10 Minuten lang und eher putzig als komisch. Aber mit den Augen Kafkas betrachtet, hatte er was: Der Louvre-Direktor kriegt die Nachricht morgens im Bett, gerät in Verdacht, selbst der Dieb zu sein, und wird verhaftet. Drei Jahre später begann Kafka seinen Roman „Der Prozess“ mit dem Satz: „Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.“
Der Schauspieler Hanns Zischler hat nicht nur das wunderbare Buch „Kafka geht ins Kino“ (Galiani 39,90 Euro) geschrieben, sondern jetzt auf DVD noch sechs Filme hinzugefügt, die Kafka sah. Ich mochte sie alle und habe mir dazu einen Cocktail Mona Lisa gemixt mit 5 cl trockenem Martini, 2 cl Crème de Cacao, Maraschinokirsche, Eis und einem Hauch frisch geriebener Muskatnuss.
Der Louvre bekam seine Mona Lisa übrigens zwei Jahre später wieder zurück, als der Dieb das Bild in Italien für 500.000 Lire zu verkaufen versuchte. Er war sich ganz sicher, nie geschnappt zu werden, denn er hatte sich für den Verkauf den Decknamen Leonardo gegeben.
2014 startete BUCH & BAR. Die Kolumne ist schon deshalb absolut unverzichtbar, weil sie dem weltbewegenden Zusammenhang zwischen Lieblingsbegleiter BUCH und Lieblingsaufenthaltsort BAR nachgeht, zwischen Geschriebenem und Getrunkenem, zwischen der Beschwingtheit, in die manche Dichter ebenso wie manche Drinks versetzen können. Also haargenau das, worauf jeder überzeugte Büchersäufer immer schon gewartet hat – weshalb ich die Kolumnen hier gern frisch auf die Theke meines Blogs serviere.