Ich wollt, ich wär kein Huhn
Heute: Über tierische Wünsche beim Lesen und Trinken
Wären Sie gern mal ein Tier? Nur für ein paar Tage, so zur Probe? Wenn ja, was für eines? Huhn? Nashorn? Froschkönig? Hängebauchschwein?
Günter Grass sagte mir mal, er glaube nicht an Seelenwanderung, aber falls es sie doch gebe, würde er gern als Kuckuck wiedergeboren werden. Denn der Kuckuck verkünde den Menschen alljährlich „Frühling-wird’s-bald“ und überließe die Aufzucht seines Nachwuchses anderen. Beides fand er klasse.
Von fünf Versuchen als Tier zu leben, berichtet der Brite Charles Foster in seinem witzig-klugen Buch „Der Geschmack von Laub und Erde“ (Malik, 20 Euro). Er grub sich mit der Nase in die Erde wie ein Dachs, schlief in Abflussrohren wie moderne Otter, jagte Mäuse wie ein Fuchs, ließ sich von Bluthunden hetzen wie ein Rothirsch und schnappte mit dem Mund nach Insekten wie ein Mauersegler. Das ist, zugegeben, reichlich skurril. Aber man lernt dabei fabelhaft viel übers Tiersein. Und noch mehr übers Menschsein.
Ich würde gern Mensch bleiben. Selbst das Daseins als Hauskatze – schlafen, fressen, schlafen – reizt mich nicht. Allenfalls das Gestreicheltwerden wäre verlockend. Ersatzweise begnüge ich mich lieber mit einem Cocktail Yellow Cat: Jeweils 2 cl Malibu Kokosnuss-Rum-Likör und trockenen Wermut, gemixt mit 3 cl Orangensaft und Eis. Dann je nach Geschmack auffüllen mit eiskaltem Champagner. Das schlürfe ich, wenn’s sein muss, auch aus einer Vogeltränke.
2014 startete BUCH & BAR. Die Kolumne ist schon deshalb absolut unverzichtbar, weil sie dem weltbewegenden Zusammenhang zwischen Lieblingsbegleiter BUCH und Lieblingsaufenthaltsort BAR nachgeht, zwischen Geschriebenem und Getrunkenem, zwischen der Beschwingtheit, in die manche Dichter ebenso wie manche Drinks versetzen können. Also haargenau das, worauf jeder überzeugte Büchersäufer immer schon gewartet hat – weshalb ich die Kolumnen hier gern frisch auf die Theke meines Blogs serviere.