Buch&Bar 86: Dirk Liesemer “Das Lexikon der Phantominseln”

Der wahre Sinn des Wortes: Trauminsel

Heute: Über die enormen Vorteile des Vorhandenseins beim Lesen und beim Trinken

Dirk Liesemer: "Das Lexikon der Phantominseln". Mareverlag. 24 Euro

Es gibt Inseln, die gibt es gar nicht. Sie existieren nur auf den Seekarten und in der Phantasie ihrer Entdecker. 30 davon haben es jetzt in Dirk Liesemers „Lexikon der Phantominseln“ geschafft (mare Verlag, 24 Euro). Ihr mangelndes Vorhandensein hat sie nicht daran gehindert, Geschichte zu schreiben: So wurde eigens für die fiktiven Inseln Byers und Morrell die weltweite Datumsgrenze verschoben, zwei andere waren offizielle Orientierungspunkte für die Grenze zwischen Kanada und USA, bis sich herausstellte, dass es sie gar nicht gab.

Unverständlich bleibt, warum Liesemer den offenkundigsten Insel-Fake aller Zeiten nicht in sein Buch aufnimmt: Sylt. Dass diese Insel nur eine Ausgeburt überhitzter Phantasien ist, sieht man schon an den abstrusen Sylter Hotelpreisen, die ja gar kein Mensch bezahlen könnte. Und den angeblichen Sylt-Besuchern, die sonst nur in völlig frei erfundenen Filmen gesichtet werden. Am lächerlichsten ist die Behauptung, Sansibar läge auf Sylt, obwohl jedes Kind weiß, dass es zu Afrika gehört.

Ein Indiz für die Nicht-Existenz Sylts liefern auch dortige Trinkgewohnheiten. In den vermeintlichen Expeditions-Berichten ist übereinstimmend von derartigen Alkohol-Mengen die Rede, dass wir uns Sylt komplett beschickert vorstellen müssten. Was ja nicht sein kann. Also hebe ich mein Glas auf das fiktive Sylt mit einem Fantasy Island Cocktail: 6 ml Kokosrum, 3 ml Melonenlikör, 3 ml Ananassaft, Ananasstücken und einer Maraschinokirsche.

 

2014 startete BUCH & BAR. Die Kolumne ist schon deshalb absolut unverzichtbar, weil sie dem weltbewegenden Zusammenhang zwischen Lieblingsbegleiter BUCH und Lieblingsaufenthaltsort BAR nachgeht, zwischen Geschriebenem und Getrunkenem, zwischen der Beschwingtheit, in die manche Dichter ebenso wie manche Drinks versetzen können. Also haargenau das,  worauf jeder überzeugte Büchersäufer immer schon gewartet hat – weshalb ich die Kolumnen hier gern frisch auf die Theke meines Blogs serviere.


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