Buch&Bar 85: Jan Küveler “Theater hassen. Eine dramatische Beziehung”

Das wahre Theater der Grausamkeit

Heute: Über liebenswerten Hass beim Lesen und Trost beim Trinken

Jan Küveler: "Theater hassen. Eine dramatische Beziehung". Tropen Verlag. 12 Euro.

Ab und zu komme ich in irgendeiner Stadt an irgendeinem Theater vorbei und denke, ach stimmt ja, die gibt’s auch noch, da musst du mal wieder hin. Und dann gehe ich mal wieder hin und denke, super, die machen immer noch das Gleiche, da musst du so bald nicht nochmal hin, klasse, Zeit gespart.

Jan Küveler hat mehr Zeit, ist nicht so genusssüchtig wie ich und geht viel häufiger hin. Aber seine Erfahrungen sind ähnlich, schreibt er jetzt in seinem Buch mit dem schönen Titel „Theater hassen“ (Tropen Verlag, 12 Euro). In seinen Augen sind zwei bis drei Inszenierungen von zehn erträglich. Die anderen zum weglaufen. Küveler spricht vom Masochismus der Theaterzuschauer und vor allem der -kritiker, die sich mit dieser Quote zufriedengeben. Er nennt das Theater ein „Geisterhaus toter Avantgarden“, verlogen, langweilig, selbstgefällig und feige. Ich küsse seine Füße, denn er hat Recht und tut, was ein mutiger Kritiker tun muss: Er spricht die bittere Wahrheit aus.

Heimlich hasst Küveler das Theater natürlich nicht, sondern ist unglücklich ins Theater verliebt. Kein leichtes Schicksal. Wenn ich Trost brauche, suche ich ihn gelegentlich ein einem Glas Southern Comfort. Der Alkohol, zugegeben, hilft schon mal über einiges hinweg, und dann erinnern mich die Aromen von Whiskey, Pfirsich, Vanille, Zimt, Orangen und Schokolade erinnern daran, wie köstlich das Leben sein kann. Ein echter Trost des Südens. Beim nächsten Theaterbesuch nehme ich einen Flachmann davon mit.

 

2014 startete BUCH & BAR. Die Kolumne ist schon deshalb absolut unverzichtbar, weil sie dem weltbewegenden Zusammenhang zwischen Lieblingsbegleiter BUCH und Lieblingsaufenthaltsort BAR nachgeht, zwischen Geschriebenem und Getrunkenem, zwischen der Beschwingtheit, in die manche Dichter ebenso wie manche Drinks versetzen können. Also haargenau das,  worauf jeder überzeugte Büchersäufer immer schon gewartet hat – weshalb ich die Kolumnen hier gern frisch auf die Theke meines Blogs serviere.

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