Buch&Bar 73: Etgar Keret “Die sieben guten Jahre”

Küsse und andere Missverständnisse

Heute: Über Eheberatung beim Lesen und Trinken

Etgar Keret: "Die sieben guten Jahre. Mein Leben als Vater und Sohn". Übersetzt von Daniel Kehlmann. S.Fischer Verlag. 19,99 Euro

Das Wichtigste für eine Partnerschaft, sagen die Eheberater, sei eine offene, verständnisvolle Kommunikation. Sie haben sicher Recht, schließlich sind sie die Experten. Andererseits bin ich persönlich zutiefst überzeugt von der enormen Bedeutung grundlegender Missverständnisse für jede gute Ehe.

Ein Beispiel dafür liefert der israelische Schriftsteller Etgar Keret in seiner fabelhaften, von Daniel Kehlmann übersetzten Geschichtensammlung „Die sieben guten Jahre. Mein Leben als Vater und Sohn“ (S. Fischer, 19,99 Euro). Vor Jahren verließ Keret einen Club, als ihm eine junge Frau entgegenkam, die er flüchtig kannte. Um die laute Musik zu übertönen, schrie er: „Ich wollte gerade gehen.“ Sie schrie zurück: „Küss mich!“ Keretblieb. Eine Woche später waren die zwei ein Paar, bald darauf verheiratet. Irgendwann sagte Keret zu ihr, wie mutig er ihren Satz: „Küss mich!“ fand. Sie antwortete: „Was ich gesagt habe, war, dass du kein Taxi finden wirst.“

Angeblich soll der Cocktail „Kiss me“ für Ehen ebenso förderlich sein wie ein gutes Missverständnis. Und aphrodisierend noch dazu. Ich habe ihn bislang nicht getrunken, kann also dazu nichts sagen: 4 cl Agavero Tequila, ein Spritzer Chambord- Likör, Passionsfruchtsaft, Himbeeren und zwei Limettenachtel. Klingt vielversprechend. Ich werde „Kiss me“ probieren und hier von Geschmack – und Wirkung – berichten. Bleiben Sie dran.

 

2014 startete BUCH & BAR. Die Kolumne ist schon deshalb absolut unverzichtbar, weil sie dem weltbewegenden Zusammenhang zwischen Lieblingsbegleiter BUCH und Lieblingsaufenthaltsort BAR nachgeht, zwischen Geschriebenem und Getrunkenem, zwischen der Beschwingtheit, in die manche Dichter ebenso wie manche Drinks versetzen können. Also haargenau das,  worauf jeder überzeugte Büchersäufer immer schon gewartet hat – weshalb ich die Kolumnen hier gern frisch auf die Theke meines Blogs serviere.

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