Erst einen weißen Russen, dann einen Meister der Jagd
Heute: Über viel Liebe und tiefes Vertrauen zu Politikern beim Lesen und Trinken
Auf der Liste der Leute mit miserablem Image liefern sich derzeit Politiker und Banker ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen. Dicht gefolgt von Journalisten. Was klarerweise ganz ungerecht ist, geradezu inhuman. Vor allem mit Blick auf Buch&Bar-Kolumnisten unter den Journalisten: schüchterne, bescheidene Menschen. Wie Mutter Theresa. Ehrenwort.
Den passenden Thriller zum Politiker-Bashing liefert jetzt der Südafrikaner Mike Nicol mit „Power Play“ (btb, 9,99 Euro). Zugegeben, die Gangster, die wir im Rahmen seines Romans kennenlernen dürfen, sind keine Waisenknaben. Die fantasievolle Grausamkeit, mit der sie sich gegenseitig abschlachten, dürften sogar kolumbianischen Kokain-Kartellen Hochachtung abnötigen. Dennoch wirken sie schon fast wieder sympathisch im Vergleich zu den korrupten Politikern, die die Schurken gegeneinander ausspielen, um deren Gewinne in die eigenen Taschen umzuleiten. Die Politiker verschanzen sich hinter den Mauern von Ministerien, ziehen die Fäden und lassen anonym im Staatsauftrag töten. Der Vergleich zwischen den beiden Spezies ist ein wenig so wie der zwischen einem T-Rex mit bluttriefendem Maul und dem Asteroiden, der ihm gerade den Garaus macht.
Zwischen die Fronten stellt Nicol eine Frau, Krista, die ihre Sicherheitsfirma vom Vater übernommen hat. Sie ist eine echte Kriegerin, hart im Nehmen, hart im Austeilen. Das hilft gegen T-Rex. Aber hilft es gegen Asteroiden im Anflug?
Natürlich gibt es auch einen Cocktail Power Play. In manchen Bars wird er unter dem Namen Politiker-Cocktail geführt, aber das ist klarerweise ganz ungerecht, geradezu inhuman. Der Drink beginnt weiß und endet schwarz. Man braucht zwei Gläser: im ersten ein klassischer White Russian aus gleichen Teilen Wodka, Kahlúa-Kaffeelikör und Sahne mit Eis. Im anderen Jägermeister. Erst den White Russian kippen, sofort danach den Jägermeister – ein frenetisches Geschmackserlebnis.
2014 startete BUCH & BAR. Die Kolumne ist schon deshalb absolut unverzichtbar, weil sie dem weltbewegenden Zusammenhang zwischen Lieblingsbegleiter BUCH und Lieblingsaufenthaltsort BAR nachgeht, zwischen Geschriebenem und Getrunkenem, zwischen der Beschwingtheit, in die manche Dichter ebenso wie manche Drinks versetzen können. Also haargenau das, worauf jeder überzeugte Büchersäufer immer schon gewartet hat – weshalb ich die Kolumnen hier gern frisch auf die Theke meines Blogs serviere.