Buch&Bar 68: Max Scharnigg „Herrn Knigge gefällt das! Das Handbuch für gute Manieren im Netz“

Die Liebe zum Telefon und andere Teufeleien

Heute: Über die piekfeine Lebensart beim Lesen, Trinken und digitalem Dasein

Max Scharnigg: "Herrn Knigge gefällt das! Das Handbuch für gute Manieren im Netz". Atlantik Verlag. 15 Euro

Zu den traurigsten Szenen, die ich in Bars beobachte, gehören Paare, die sich gemeinsam an Tisch oder Tresen setzen, aber kein Wort wechseln, weil sie lieber auf ihren Telefonen rumtippen oder -wischen. Da mich das schwerstens deprimiert, verlange ich, dass schleunigst drakonische Gesetze dagegen erlassen werden.

Leider hält sich das beste Benimm-Buch der Gegenwart, „Manieren“ von Asfa-Wossen Asserate, mit Regeln für den stilvollen Umgang mit digitalem Gerät zurück. Doch diese schmerzliche Lücke schließt jetzt Max Scharniggs Fibel „Herrn Knigge gefällt das! Das Handbuch für gute Manieren im Netz“ (Atlantik, 15 Euro). Es klärt Grundlagen wie z.B. die Frage, ob man bei Gesprächen ins Gesicht des Gegenübers oder doch lieber auf den vertrauten Bildschirm schauen solle. Erläutert aber auch die neue Zeichensprache der digitalen Welt: Darf man es als Liebeserklärung deuten, wenn einem der frisch gewonnene Sexualpartner das Wi-Fi-Passwort seiner Wohnung anvertraut? Und: ist es ratsam, ihm daraufhin Fotos eigener unbekleideter Körperteile zuzusenden?

Einen “Earl Grey Vodka Tonic” mit den allerbesten Manieren trank ich jüngst in der Berliner Bar „Schwelgerei“. Er schmeckte so wohlerzogen englisch, dass ich den Tweed-Dreiteiler förmlich auf dem Körper zu spüren glaubte. Gemixt wurde er aus Partisan Vodka weißrussischer Herkunft mit 40 % vol., exzellentem Tee und Thomas Henry Tonic Water.

 

2014 startete BUCH & BAR. Die Kolumne ist schon deshalb absolut unverzichtbar, weil sie dem weltbewegenden Zusammenhang zwischen Lieblingsbegleiter BUCH und Lieblingsaufenthaltsort BAR nachgeht, zwischen Geschriebenem und Getrunkenem, zwischen der Beschwingtheit, in die manche Dichter ebenso wie manche Drinks versetzen können. Also haargenau das,  worauf jeder überzeugte Büchersäufer immer schon gewartet hat – weshalb ich die Kolumnen hier gern frisch auf die Theke meines Blogs serviere.

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