Wo sich Fuchs und Wolf Guten Tag sagen
Heute: Über märchenhaft cooles Lesen und Trinken
Wenn ich morgens zum Tiergarten jogge, um zu gucken, was die Berliner Hasen da so treiben, kommt mir beim Potsdamer Platz oft ein Fuchs entgegen. Er reckt den Kopf, spitzt seine Spock-Ohren und kontrolliert, was bei uns Menschen so los ist. Wir beide, er und ich, sind halt gern gut informiert. Ich mag ihn. Nur auf High Five im Vorüberlaufen steht er nicht.
In Roland Schimmelpfennigs Roman „An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts“ ist es kein Fuchs, sondern ein Wolf, der von Osten her Berlin ansteuert und sich in der Hauptstadt umschaut. Auch der versetzt niemanden in Panik, von einem Kiosk-Besitzer einmal abgesehen, der sich schwachsinnigerweise bewaffnet, aber natürlich nie zu Schuss kommt. Diese schulterzuckende Gelassenheit der Leute in dem Buch hat mir gut gefallen: „Ist ja nur ein Wolf“, scheinen sie zu denken, „ich habe andere Sorgen. Warum aufregen, solange nicht ein ganzes Rudel auftaucht.“ Cool.
Wo ein Wolf ist, ist naturgemäß auch ein Rotkäppchen nicht weit. In ausgewählten Läden nicht nur Berlins wird neuerdings das Label „Fräulein Brösels Schnapserwachen“ angeboten: Eine zierliche Österreicherin, die man sich gut im Wald mit Körbchen in der Hand vorstellen kann, brennt Haselnuss-, Marillen-, Johannisbeer- und Vogelbeer-Geister mit milden 33 bis 38 % vol. Den Haselnussgeist habe ich probiert, sehr lecker, sehr nussig, jeder der Nutella mag, wird ihn lieben.
2014 startete BUCH & BAR. Die Kolumne ist schon deshalb absolut unverzichtbar, weil sie dem weltbewegenden Zusammenhang zwischen Lieblingsbegleiter BUCH und Lieblingsaufenthaltsort BAR nachgeht, zwischen Geschriebenem und Getrunkenem, zwischen der Beschwingtheit, in die manche Dichter ebenso wie manche Drinks versetzen können. Also haargenau das, worauf jeder überzeugte Büchersäufer immer schon gewartet hat – weshalb ich die Kolumnen hier gern frisch auf die Theke meines Blogs serviere.