Buch&Bar 64: William Makepeace Thackeray “Das Buch der Snobs”

Als der König von Spanien einmal teilweise geröstet wurde

Heute: Über Spaß mit Snobs beim Lesen und Trinken

William Makepeace Thackeray: "Das Buch der Snobs". Manesse Verlag. Nachwort von Asfa-Wossen Asserate. Übersetzung: Gisbert Haefs. Manesse Verlag. 22,95 Euro

Mir ist mal eine Kollegin begegnet, wie während der Buchmesse in Frankfurt bei Freunden wohnte, da ihr Hotels zu teuer waren. Doch auf den Messepartys würdigte sie ihre Freunde keines Wortes, denn die spielten im Literaturbetrieb keine sehr bedeutende Rolle. Sie war der perfekte Snob. Sie wollte nur mit den Stars der Szene gesehen werden. Wen sie nicht für wichtig hielt, der war für sie unsichtbar.

Herrlich ist es natürlich, wenn Snobs über den eigenen Snobismus stolpern und so richtig tief und schmerzhaft stürzen. In seinem „Buch der Snobs“ (Manesse, 22,95 Euro) erzählt William Makepeace Thackeray eine Menge solcher wonniger Geschichten. Die Unfähigkeit des Snobs, über seinen hochnäsigen Schatten zu springen und mit Menschen niederen sozialen Ranges auch nur zu sprechen, liefert dabei prächtige Pointen. Zum Beispiel die von dem spanischen König, dessen Mantel Feuer fing und der „teilweise geröstet wurde, weil die Zeit zu knapp war, als dass der Premierminister dem Obersten Kammerherren hätte befehlen können, den Bewahrer des Großen Goldzepters zu ersuchen, den Ersten Diensttuenden Pagen anzuweisen, den Hauptlakaien zu bitten, der Ehrenzofe aufzutragen, dass sie einen Wassereimer bringe, Seine Majestät zu löschen.“

Was Snobs trinken, ist mir egal. Aber den galligen Geschmack, den die Begegnung mit ihnen hinterlässt, kann man gut mit dem starken Bitterschnaps Becherovka runterspülen, pur und eiskalt.

 

2014 startete BUCH & BAR. Die Kolumne ist schon deshalb absolut unverzichtbar, weil sie dem weltbewegenden Zusammenhang zwischen Lieblingsbegleiter BUCH und Lieblingsaufenthaltsort BAR nachgeht, zwischen Geschriebenem und Getrunkenem, zwischen der Beschwingtheit, in die manche Dichter ebenso wie manche Drinks versetzen können. Also haargenau das,  worauf jeder überzeugte Büchersäufer immer schon gewartet hat – weshalb ich die Kolumnen hier gern frisch auf die Theke meines Blogs serviere.

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