Buch&Bar 63: Mario Vargas Llosa “Sonntag”

Die Schrecken der Liebe und der Trunkenheit

Heute: Über hochdramatisches Lesen und Trinken

Mario Vargas Llosa: "Sonntag". Erzählung. Übersetzt von Thomas Brovot; Illustrationen von Kat Menschik. Insel Verlag. 16 Euro

Verliebt zu sein ist einer der gefährlichsten Seelenzustände. Er verleitet zu größten Heldentaten und absurdesten Dummheiten. Aber nicht nur verliebt, sondern auch noch jung zu sein und dazu überdies einen öden Sonntagnachmittag überstehen zu müssen, das ist wie Kettenkarussellfahren mit angesägten Ketten.

Mario Vargas Llosa, der nobelpreisgeschmückte Grandseigneur der südamerikanischen Literatur, führt das in seiner kleinen, aber fabelhaften Erzählung „Sonntag (Insel Verlag, 16 Euro) vor. Der junge Miguel liebt ein blühend schönes Mädchen, das naturgemäß Flora heißt. Aber dummerweise hat sich auch sein Freund Rubén in sie verliebt. Miguel will ihn um jeden Preis daran hindern, Flora an diesem leeren Sonntag zu besuchen. Also fordert er ihn erst zum Wettsaufen heraus und dann, übel betrunken, zum Wettschwimmen im nebelverhangenen Meer vor Lima. Schon Augenblicke später, kaum dass sie die Brandung hinter sich haben, kämpfen beide ums bloße Überleben – und wie Vargas Llosa, der im März 80 wurde, die beiden Jungs aus der höchsten Not wieder zurück ans sichere Land bringt, ist literarisch meisterhaft.

Beim Wettsaufen betrinken sich Miguel und Rubén mit dem peruanischen Lagerbier namens Cristal. Es ist per Internet auch in Deutschland zu haben, schmeckt mild und ganz leicht malzig-süß. Es ist, ehrlich gesagt, nicht annähern so temperamentvoll wie die zwei jungen Männer, aber dafür, noch ehrlicher gesagt, sehr viel vernünftiger als beiden.

 

2014 startete BUCH & BAR. Die Kolumne ist schon deshalb absolut unverzichtbar, weil sie dem weltbewegenden Zusammenhang zwischen Lieblingsbegleiter BUCH und Lieblingsaufenthaltsort BAR nachgeht, zwischen Geschriebenem und Getrunkenem, zwischen der Beschwingtheit, in die manche Dichter ebenso wie manche Drinks versetzen können. Also haargenau das,  worauf jeder überzeugte Büchersäufer immer schon gewartet hat – weshalb ich die Kolumnen hier gern frisch auf die Theke meines Blogs serviere.

 

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