3 Fragen an John Banville über seinen Philip Marlowe-Roman

Das schöne Wiedersehen nach dem Langen Abschied

Sieben Marlowe-Romane hat Raymond Chandler der Krimi-Welt geschenkt, millionenfach gelesen, dutzendfach verfilmt – entschieden zu wenig für jeden echten Aficionado. Der große Irische Erzähler John Banville ist jetzt unter seinem Pseudonym Benjamin Black in die (Sprach-)Haut von Chandler geschlüpft und hat den klassischsten aller Detektiv-Klassiker wiederbelebt. Ich habe den Roman Die Blonde mit den schwarzen Augen sehr genossen und hatte Gelegenheit, Banville drei Fragen zu stellen. Der Titel stammt noch von Chandler persönlich und die Geschichte, die Banville ersonnen hat, schließt fast fugenlos an Chandlers Meisterwerk Der lange Abschied an.

John Banville (alias Benjamin Black): "Die Blonde mit den schwarzen Augen". Verlag Kiepenheuer & Witsch. Köln 2015. 14,99 Euro

Es ist, so rühmt Stephen King das Buch, „als würde ein alter, tot geglaubter Freund plötzlich den Raum betreten“. Banville trifft den Tonfall Chandlers mit bewundernswerter Präzision und versetzt die Leser augenblicklich zurück in das Los Angeles der 50er-Jahre. Allerdings ist Banville keiner der routinierten Action-Autoren, die Krimis wie am Fließband abliefern. Er genießt international höchstes literarisches Renommee, wurde mit Booker- und Kafka-Preis ausgezeichnet und steht alle Jahre wieder auf der Kandidatenliste für den Nobelpreis. Sein Bruder, so hatte ich irgendwo im Internet aufgeschnappt, habe ihn „mit Marlowe bekannt gemacht“. Danach litt er, wie die zahllosen anderen Chandler-Fans weltweit, offenbar darunter, nach nur sieben Romanen von Marlowe Abschied nehmen zu müssen.

Uwe Wittstock: Is it right that your brother Vincent recommended Chandlers novels to you?

John Banville: Yes indeed. I suppose I was fourteen or fifteen. I think I first read The Big Sleep, and was captivated by Chandler’s style, wit and refreshing cynicism. Before that, I had not realised what could be done in the crime fiction genre.

Wittstock: How was the experience of writing in the style of an other Author?

John Banville: It was a very strange experience. I wrote the book over the period of a summer, and the strange thing is that i really have no memory of actually writing it, almost as if I had been in a self-induced trance. I do remember enjoying the experience, but at the same time feeling oddly detached from myself. Don’t they say one is capable of hypnotising oneself in order to get a fixed task completed?

Wittstock: Are there any differences between your Marlowe and Chandlers Marlowe?

John Banville: At first I thought that I would ‘update’ Marlowe and make him more a figure of our time, but when I went back and re-read the books I saw at once that Marlowe is complete and fixed, and should not be interfered with in any way. So my Marlowe is Chandler’s Marlowe, except in that I think my Marlowe is more acutely aware of his own isolation and loneliness.

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