Klaglos in Klagenfurt 6

Halbstündige Schreie

Gar nicht so leicht zu sagen, worin der Zauber eines Abends im Lendhafen-Café während der Bachmanntage besteht. Gestern wollte ich schon Fotos machen. Aber auch darauf wäre er, fürchte ich, nicht zu entdecken gewesen.

Vermutlich besteht die Magie in einer fein abgestimmten Mischung aus Gesprächen und Getränken unter Mitwirkung sanft fächelnder Sommerluft nebst leisem Säuseln in den Bäumen. Plus dem Gefühl, über Literatur plaudern zu können. Aber nicht zu müssen.

Gestern Abend beispielsweise war da die Wiener Buchhändlerin und Schriftstellerin Petra Hartlieb, mit der ich in halbstündige Freundenschreie über Doris Knechts Roman Gruber geht einstimmen konnte und gratis einen Lesetipp erhielt: Iain Levison (Lieber Deuticke Verlag, falls Du das hier liest, könntest Du mir freundlicherweise ein Vorabexemplar spendieren, ich bin schrecklich neugierig. Großartig. Vielen Dank).

Oder ich erfuhr von führenden Mitarbeitern von Riesenmaschine.de, dass beim Wettbewerb um den Preis der automatisierten Literaturkritik Matthias Nawrat mit 0 Punkten uneinholbar in Führung liegt und den Preis abstauben wird, falls, ja falls nicht in letzter Sekunde Änderungen der automatisierten Bewertungskriterien beantragt werden. (Alle Änderungsvorschläge werden ausnahmslos und ohne Ansehen der vorschlagenden Person angenommen.) (Achtung, liebe Leser: Sehen Sie hierzu bitte die Korrektur in Klaglos in Klagenfurt 5 Nachtrag!)

Schließlich konnte ich auf dem bemerkenswerten Unterschenkel von Lotta_K in fein ziselierten Schriftzeichen ihren Lieblingssatz aus den Jury-Diskussionen bewundern: “Frau Feßmann!”. Ein knapper Satz, zugegeben. Frau Lotta_K trägt sich mit dem Gedanken, den Schriftzug tätowieren zu lassen – und legt darüber hinaus Wert auf die Feststellung, dass die gestrige Bemerkung “Ijoma-Mangold-Gedächtnishose” (siehe: Klaglos in Klagenfurt 5) zwar spitzzüngig, keineswegs aber abwertend, sondern vielmehr emphatisch zu verstehen gewesen sei. Mehr so: “Ijoma-Mangold-Gedächtnishose! Juchuh!!”

Frau Lotta_K sprach, wörtlich, von “Ijomahosenbewunderung”. Ich erwäge seither die Anschaffung türkisfarbener Badebekleidung.

Womit der lebensverändernden Zauber eines Lendhafen-Café-Abends als bewiesen gelten darf. Was sind dagegen schon die paar Literaturpreise, die heute vergeben werden.

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4 Antworten auf Klaglos in Klagenfurt 6

  1. Tex Rubinowitz sagt:

    Eher hatte der See Mangolds Hosenfarbe, und wie war das nochmal mit Holms Hose?

    • Uwe Wittstock sagt:

      Von zwei Damen werden mittlerweile Fotos von Ijoma Mangolds Badebekleidung angeboten. Die Bilder weisen angeblich unfehlbar deren orange Farbe nach. Vielleicht könnte nach Klagenfurter Vorbild eine Jury gebildet werden, die diese modische Kernfrage erschöpfend diskutiert. Im Studio natürlich, übertragen von ORF und 3Sat

  2. Aber Herr Wittstock, wenn das so einfach wäre (im laufenden Bewerb Kriterien ändern!) könnten wir die ganze Zählerei ja auch weglassen und direkt den besten Text auszeichnen.
    Die original Ijoma-Mangold-Badehose ist orange, ich besitze ein Beweisfoto. Das nur, um sie vor vergeblichen Ausgaben zu bewahren.

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