Jemand Gekrümmtes im Schlafzimmer
Der Himmel ist blau, lau fächelt Luft, der See lockt, die Beisl warten. Klagenfurt ist eine Lust.
Der Besuch des Bachmannwettbewerbs lässt sich von einer Sommerfrische mit bloßem Auge nicht mehr zu unterscheiden. Die Schriftsteller sitzen nur noch von 10.15 Uhr bis 15.15 Uhr im Studio, um ihrem Lesewerk nachzugehen. Die Zuhören auch. Die Zeit davor und danach wird unnachsichtig dem Lebensgenuss gewidmet. Entspannte Menschen stehen leicht bekleidet beieinander und führen entspannte Gespräche. Was Wolfgang Hörner von der Renaissance erzählt! Was Kathrin Passig von Dublin! Was Katharina Wilts von Abenteuern im Hohenlohe’schen! Was Lojze Wieser von Wieser Verlag! Was Maja Haderlap über den Österreichischen Bundespräsidenten! Und am Samstag gibt es Wettschwimmen im See!
Wenn ich doch mal einen besorgten Blick entdecke, richtet er sich nicht in ein Manuskript, sondern in den Himmel, denn für den Nachmittag wird Gewitter befürchtet. Aber warum auch in die Manuskripte, wenn dort Sätze warten wie „Wer findet schon gerne jemand Gekrümmtes in seinem Schlafzimmer vor?“ (Andreas Stichmann) Ja, wer tut das schon gern, denke ich auf dem Fahrrad Richtung See, Hotelhandtuch und Sonnenöl im Gepäck. Ja, wer? Literatur ist wahrhaft eine Lust. In Klagenfurt. Und nirgendwo ein Gewitter in Sicht.
Das will ich in dieser Deutlichkeit nicht gesagt haben.
Liebe Angela Leinen,
es gibt also doch Hoffnung? Auf Wettschwimmen und Gewitter? Herrlich.
Gewitter ist schon in Sicht, schwimmen Sie nicht zu weit raus! Und ein Wettschwimmen gibt es natürlich nicht, am Ende müsste jemand ein Rettungsboot besorgen oder in Österreich eine Steuererklärung machen. Aber wenn zufällig genug Leute gleichzeitig auf den See hinausschwimmen…
Liebe sopran@sopranisse.de,
mit dem Schlussatz, kein Gewitter sei in Sicht, wollte ich mir eine winzige literarische Freiheit gönnen.
Und: Es gibt wirklich kein Wettschwimmen am Samstag? Öch Mönsch!
Besten Gruß Uwe Wittstock