Die Bücher-Bar / Eine Kolumne / Folge 5
Was bleibt uns in Zeiten der Krise? Die Bücher! Das Lesen! Und das Reisen im Kopf.
Der Büchersäufer stellt hier Bücher vor, die er mit Genuss bis zur Neige geleert, oder an denen er lieber nur kurz genippt hat.
Heute: Der Büchersäufer hat als Stubenhocker im Lockdown Speck angesetzt und fragt sich, wie er bis zum Post-Corona-Sommer seine Bikini-Figur zurückbekommen kann.
Was Sie schon immer mal tun wollten, sich aber nie trauten
So wie es derzeit aussieht, werden wir alle nur noch ein paar Wochen Stubenarrest haben. Es ist also allmählich an der Zeit darüber nachzudenken, wie man in den verbleibenden letzten Lockdown-Wochen wieder so in Form kommen will, dass man sich außer Haus überhaupt sehen lassen kann. Dafür bieten sich vor allem zwei Tätigkeitsbereiche an.
Der zweite ist das Kochen. Nichts vermisst der daheim eingesperrte Arbeitnehmer so schmerzlich, wie den täglichen Gang zur liebgewordenen Kantine. Um die Verlusterfahrung in Grenzen zu halten, wurde für die Quarantäne-Zeiten „Das große Home-Office-Kochbuch“ entwickelt (Neumann & Göbel, 8 Euro). Das Werk bringt 77 Rezepte und dazu einen Haufen revolutionäre Küchentricks speziell für Leute, die ihre eigene Küche in Vor-Lockdown-Zeiten eher selten betreten haben. Zum Beispiel den Tipp, es mal mit Meal Prepping zu versuchen. Meal Prepping ist das coole Wort für Omas „Vorkochen“: Wer heute für zwei Tage kocht, hat morgen noch was im Topf. Super Idee. Oder den Tipp, sogenannte „Vorräte“ anzulegen, statt für jede Tiefkühlpizza einzeln zum Supermarkt zu laufen. Man glaubt es nicht.
An den fortgeschrittenen Corona-Koch wendet sich das Gerüchteküchen-Rezeptbuch von Aylin Sönmez: „Lügenkresse“ (Independet, 8,90 Euro). Es will randalierenden Verschwörungstheoretikern, Reichsbürgern oder Maskenmuffeln auf nahrhafte Weise das Maul stopfen. Auf der Speisekarte stehen hier unter anderem das „Geimpfte Spahnferkel“, die „Ofenkartoffel im Aluhut“ und der „Vegane Reichsburger“.
Sollte damit noch nicht jeder Hunger gestillt sein, ist es an der Zeit, sich auf den anderen der beiden Tätigkeitsbereiche für letzte lange Lockdown-Abende zu besinnen. Das entsprechende Lehrbuch stammt von der Amerikanerin Libby Jones und heißt „Striptease daheim“ (Matthes & Seitz, 15 Euro). Es enthält nicht nur eine kluge Choreografie, wie Damen (oder von mir aus Herren) Kleidungsstücke ablegen können, sondern auch zur Vorbereitung auf den großen Auftritt passende Schmink- und Gymnastiktipps. Und außerdem detaillierte Anleitungen zu Stripteasetypischen Bewegungsmustern wie dem „Shimmy“, dem „Bounce“, dem „Stomp“ und – oh mein Gott! – sogar den „Bump“! Unfassbar! Ein Buch, das in Coronazeiten (aber auch danach) in keinem Haushalt fehlen sollte.
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