Der Botschafter der knallharten Pointe
Heute: Über Lust am bösen Witz beim Lesen und Trinken
Der Brief-Band „Und tschüs“ (Kein & Aber, 20 Euro) des Übersetzers und Schauspielers Harry Rowohlt ist voller grimmig-schöner Pointen. Tun Sie sich einen Gefallen und: Lesen! Sie!! Das!!! Absolut zauberhaft ist sein Ablehnungsschreiben an einen in Ungnade gefallenen Verleger, der ihm einen Roman zuschickten mit der Bitte, ihn zu übersetzen: „Wenn Sie das Buch zurückhaben wollen: Bis Samstag 14 Uhr liegt es in meinem Papierkorb.“
Hinreißend auch die zehn Goldenen Regeln, die er Autoren ans Herz legte, die händeringend einen Verlag für ihre ungedruckten Manuskripte suchen:
1. Machen Sie’s
2. wie ich.
3. Ich schreibe
4. nur auf
5. Bestellung
6. und brauche mir dann
7. um die Veröffentlichung
8. keine Sorgen
9. zu
10. machen.
Ein einziges Mal saß ich in einer Bar mit Harry Rowohlt an einem Tisch. Er trank Bier. Zugegeben, ein Single-Malt passte imagetechnisch viel besser ins Bild, schließlich war Rowohlt offiziell bestallter „Ambassador of Irish Whiskey“. Doch was wahr ist, muss wahr bleiben. Also entbiete ich diesem Wotan des Wortes meinen Respekt mit Pils im Glas und seinem Lieblingsgruß: „Gottes Segen und Rot Front“.
2014 startete BUCH & BAR. Die Kolumne ist schon deshalb absolut unverzichtbar, weil sie dem weltbewegenden Zusammenhang zwischen Lieblingsbegleiter BUCH und Lieblingsaufenthaltsort BAR nachgeht, zwischen Geschriebenem und Getrunkenem, zwischen der Beschwingtheit, in die manche Dichter ebenso wie manche Drinks versetzen können. Also haargenau das, worauf jeder überzeugte Büchersäufer immer schon gewartet hat – weshalb ich die Kolumnen hier gern frisch auf die Theke meines Blogs serviere.