Von den scharfen Vätern lernen
Heute: Über die Fesseln der Liebe beim Lesen und Trinken
Wer hat Mist gebaut? Die Menschen der Jungsteinzeit haben Mist gebaut! Und zwar sowas von. Anfangs waren sie noch Nomaden, hatten Mammuts gejagt, Beeren gesammelt, alles geteilt und jede Menge Spaß. Aber dann, vor 10.000 Jahren, wurden sie sesshaft, bebauten Felder, züchteten Vieh und gründeten Städte. Das war, zugegeben, der Anfang jeder Zivilisation, okay, aber es hat den Sex voll versaut.
Das schreiben Christopher Ryan und Cacilda Jethá in „Sex. Die wahre Geschichte“ (Klett-Cotta, 19,99 Euro). Denn wer sesshaft ist, will behalten, was er aus seinen Feldern herausgeschunden hat und nennt es sein Eigentum. Nichts wird mehr geteilt, schon gar nicht beim Sex. Jeder will eine eigene Frau, einen eigenen Mann. Und schon wird es im Bett langweilig, lustlos, lahm. Liebe ist kein Spaß mehr, sondern eine Arrestzelle, das spanische Wort „esposas“, so Ryan und Jethá, bedeutet sowohl „Ehefrauen“ als auch „Handschellen“.
Nun müssen, möchte ich einwenden, Handschellen beim Sex nicht zwangsläufig langweilig sein. Allerdings soll es tatsächlich schon zu Überschneidungen zwischen Monogamie und Monotonie gekommen sein. Ein guter Drink kann da der Fantasie auf die Sprünge helfen. Der Cocktail Golden Handcuffs zum Beispiel: 2 cl Wodka, 2 cl Dry Vermouth, 1 cl Dry curaçao, 1 cl Rothman & Winter Orchard Peach Liqueur und ein Spritzer Regan’s No. 6 Orange Bitters. Eine köstliche Form, an die Kette gelegt zu werden.
2014 startete BUCH & BAR. Die Kolumne ist schon deshalb absolut unverzichtbar, weil sie dem weltbewegenden Zusammenhang zwischen Lieblingsbegleiter BUCH und Lieblingsaufenthaltsort BAR nachgeht, zwischen Geschriebenem und Getrunkenem, zwischen der Beschwingtheit, in die manche Dichter ebenso wie manche Drinks versetzen können. Also haargenau das, worauf jeder überzeugte Büchersäufer immer schon gewartet hat – weshalb ich die Kolumnen hier gern frisch auf die Theke meines Blogs serviere.