Buch&Bar 77: Marc Augé “Lob des Fahrrads”

Der Kommunismus der Ritter und Ritterinnen

Heute: Über die Rettung der Welt beim Lesen und Trinken

Marc Augé: "Lob des Fahrrads". Übersetzt von Michael Bischoff und mit Illustration: Philip Waechter. Verlag C.H.Beck. 14,95 Euro

Ach ja, eh’ ich es vergesse: Die Welt ist übrigens gerettet. War irre knapp, sah lange gar nicht gut aus, aber die Apokalypse ist jetzt abgesagt und die Zukunft liegt leuchtend vor uns. Definitiv.

Wollte ich nur erwähnt haben, ist ja wichtig für alle, die fragen, ob eh schon alles egal ist oder ob es sich noch lohnt fürs Wochenende zu planen. Also Leute, es lohnt sich, Marc Augé, der französische Ethnologe, hat es rausgefunden und schreibt es in seinem Buch „Lob des Fahrrads (C.H.Beck, 14,95 Euro)

In Paris, wo Augé lebt, gibt es nämlich seit ein paar Jahren öffentliche Leihfahrräder. Tja, und das war’s dann, Weltuntergang fällt aus, Überleben gesichert. Denn Fahrräder schonen nämlich nicht nur die Umwelt, nein, wer Fahrrad fährt, sagt Augé, empfindet die Welt und sich selbst ganz anders. Es macht uns „sanft und freundlich“, lässt uns die Stadt bewusster, ja achtsamer erleben und schon bald bricht er aus, der „urbane Kommunismus für Ritter und Ritterinnen des Fahrrads“. Kurz: „Ich radle, also bin ich“ und „Das Radfahren ist ein Humanismus.“

Wie schön. Augé meint auch: „Das Band, das den Radler mit seinem Rad verbindet, ist eines der Liebe.“ Der Mann hat an meinen Rad noch nie den Schlauch geflickt, sonst würde er das nicht sagen. Aber egal, im Sommer in Paris in einem Cafe mit einem Pastis hält man vieles Utopische für möglich. Kann ich gut verstehen. Dank also für die Weltrettung, Marc Augé, und Santé.

 

2014 startete BUCH & BAR. Die Kolumne ist schon deshalb absolut unverzichtbar, weil sie dem weltbewegenden Zusammenhang zwischen Lieblingsbegleiter BUCH und Lieblingsaufenthaltsort BAR nachgeht, zwischen Geschriebenem und Getrunkenem, zwischen der Beschwingtheit, in die manche Dichter ebenso wie manche Drinks versetzen können. Also haargenau das,  worauf jeder überzeugte Büchersäufer immer schon gewartet hat – weshalb ich die Kolumnen hier gern frisch auf die Theke meines Blogs serviere.

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