Haben Sie sich heute schon verändert?
Heute: Über krass hammerendgeiles Lesen und Trinken
Tief im Herzen sind wir alle Reaktionäre. Wir wissen: Die Welt verändert sich. Aber wir wollen uns nicht mitändern, sondern an dem festhalten, was uns mal gut gefallen hat. Alexander Gauland zum Beispiel will, dass Deutschland so bleibt wie es war in den Grenzen der jüngeren Steinzeit. Jogi Löw, dass die Nationalmannschaft in den Grenzen bleibt des mittleren Schweinsteiger und frühen Götze. Und ich? Ich will, dass das Wort „geil“ in den Grenzen des Schlafzimmers bleibt, und nicht alle überall damit um sich werfen. Warum? Weil ich das geiler finde.
Aber das ist unmöglich. Und Matthias Heine erklärt in „Seit wann hat ‚geil’ nichts mehr mit Sex zu tun“ (Hoffmann und Campe, 16 Euro) anhand von 100 Worten haargenau warum das nicht geht. Denn Worte und Welt verändern sich nicht nur heute, sondern haben sich schon immer verändert. Es gibt gar keinen Ursprung, zu dem wir zurückgehen können, sondern nur Veränderung. „Geil“ zum Beispiel war nie nur aufs Schlafzimmer beschränkt. Mal bedeutete es „übermütig“, dann hatte es vorübergehend mit Sex zu tun, und heute – ich kann’s nicht ändern – heißt es eben „toll, super“.
Sogar die Welt der Cocktails ändert sich. Ein neuer Trend ist White Whiskey, er wird nicht in Fässern gelagert, sondern wie in der Prohibitionszeit sofort nach dem Brand abgefüllt. Georgia Moon zum Beispiel wird deshalb stilgerecht in Einmachgläsern verkauft, wie das zu Zeiten Al Capones üblich war. White Whiskey erinnert an Wodka, schmeckt aber irgendwie schärfer, süßer, nach Mais. Ich fand es, offen gestanden, nicht so geil.
2014 startete BUCH & BAR. Die Kolumne ist schon deshalb absolut unverzichtbar, weil sie dem weltbewegenden Zusammenhang zwischen Lieblingsbegleiter BUCH und Lieblingsaufenthaltsort BAR nachgeht, zwischen Geschriebenem und Getrunkenem, zwischen der Beschwingtheit, in die manche Dichter ebenso wie manche Drinks versetzen können. Also haargenau das, worauf jeder überzeugte Büchersäufer immer schon gewartet hat – weshalb ich die Kolumnen hier gern frisch auf die Theke meines Blogs serviere.