Buch & Bar (10): Christian Ankowitsch

Mit heißen Händen auf harten Stühlen

Klar, Essen ist auch wichtig. Aber in dieser Kurz-Kolume BUCH & BAR geht es nur um Lesen und Trinken. Warum? Weil beides, in richtiger Qualität und Dosierung, einen kostbaren Fingerbreit über die klägliche Wirklichkeit hinausheben kann.

Heute: Über milde stimmendes Lesen und Trinken

“Entschuldigung, eine Frage: Ändert es Ihre Sicht auf die Welt, wenn Sie ein Glas in der Hand halten?“

„Naja, kommt drauf an, was im Glas drin ist.“

Christian Ankowitsch: "Warum Einstein niemals Socken trug". Rowohlt Berlin, 2015. 18.95 Euro

Solche Antworten hören der Suchtbeauftragte nicht gern. Wer erst mal ein Gläschen braucht, um der Welt gelassen ins Auge zu blicken, hat bald keinen Spaß mehr an seinen Leberwerten. Aber so ist das hier gar nicht nicht gemeint. Es geht nicht um hochprozentige, sondern hochtemperierte Getränke. Mit einer heißen Tasse Kaffee in der Hand, beurteilt man das Leben milder als ohne. Schreibt Christian Ankowitsch in „Warum Einstein niemals Socken trug.“ (Rowohlt Berlin, 18,95 €). Ein so leicht wie klug geschriebenes Buch über Wechselwirkungen zwischen Körper und Geist, also darüber “Wie scheinbar Nebensächliches unser Denken beeinflusst”. Denken findet nämlich nicht nur im Gehirn statt, sondern wird vom körperlichen Befinden mit gesteuert. Bei sparsamer Beleuchtung denkt man kühner, auf harten Stühlen genauer, mit warmen Händen milder. Ankowitsch kennt eine Menge Tricks, um Stimmung und Verstand die richtige Richtung zu geben.

Wie Glühwein und Grog beweisen, kann auch Alkohol im Spiel sein, wenn man Hände und Herz wärmen will. Mir hat die Verbindung von Kaffee und Cognac immer sehr eingeleuchtet. Für Café royal wird der Cognac mit Zucker flambiert und mit Kaffee aufgegossen. Aber einen guten Cognac wie etwa Camus Borderies Cognac VSOP, den ich schon aus literarischen Gründen besonders mag, trinke ich lieber zum Kaffee als im Kaffee.

Die Kolumne erschien im Focus vom 28. Februar 2015. 
2014 startete meine Kurz-Kolumne Buch & Bar im Focus. Sie ist schon deshalb unverzichtbar, weil sie dem weltbewegenden Zusammenhang zwischen Lieblingsbegleiter BUCH und Lieblingsaufenthaltsort BAR nachgeht, zwischen Geschriebenem und Getrunkenem, zwischen der Beschwingtheit, in die manche Dichter ebenso wie manche Drinks versetzen können. Also haargenau das,  worauf jeder überzeugte Büchersäufer immer schon gewartet hat – weshalb ich die Kolumnen hier gern frisch auf die Theke meines Blogs serviere.

 

 

 

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Eine Antwort auf Buch & Bar (10): Christian Ankowitsch

  1. Mona sagt:

    Um harte Stühle und heisse Hände geht es auch hier:

    http://laputa-verlag.blogspot.de/2015/03/dieses-buch-ist-besser-als-pop.html

    Harald Rutzen. “Es gibt immer mal wieder Leute…”

    Wann wird dieses Buch hier rezensiert? :)

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