Literatur über einen Erregungszustand: Zorn
Ein Radioessay
Für Literatur, die sich unübersehbar dem Wahren, dem Schönen, dem Guten verschrieben hat, gibt es kaum Rechtfertigungsprobleme. Es gehört zur vertrauten humanistischen Vorstellungswelt, dass die Arbeit der Dichter aufs Positive zielt. Man glaubt voraussetzen zu dürfen, dass es ihnen darum geht, ihre Leser zu bessern oder zu belehren, das Leben erfreulicher und die Welt glücklicher zu machen. Eine Literatur des Zorns passt nicht gut in dieses Bild. Doch solche braven Vorstellungen von Literatur sind nicht nur vorschnell, sondern gleich in doppelter Hinsicht falsch. Denn natürlich zielen die Dichter zum einen nicht nur aufs Positive, oft genug ist es ihren schlicht gleichgültig, ob sie mit ihren Büchern irgendjemanden bessern oder glücklicher machen. Zum anderen steht nicht fest, ob denn Zorn etwas Negatives ist.
Von der Ilias bis zu Goethe und Schiller, von Hölderlin und Kleist bis zu Kafka, Enzensberger und in den Gedichten von Robert Gernhardt hat der Zorn in der Literatur eine herausragende Rolle gespielt. Über das Thema habe ich einen Radioessay geschrieben, der heute im Deutschlandfunk gesendet wurde. Hier der Link zu der Audio-Fassung zum nachhören:
http://www.dradio.de/aodflash/player.php?station=1&broadcast=445216&datum=20121125&playtime=1353832248&fileid=624514a9&sendung=445216&beitrag=1929951&/
Und falls das nicht funktioniert, hier der Link zur Textfassung:
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/essayunddiskurs/1929951/
Lieber Herr Wittstock, beim Radioessay über den “Zorn in der Literatur” habe ich alles stehen und liegen gelassen und gestaunt, welche Fundgruben Sie ausfindig gemacht haben. Hut ab! Leider gelang mir weder der Zugriff auf die Radio- noch auf die Textfassung. Können Sie mir einen Tipp geben? Ich möchte Freunde teilhaben lassen und erlaube mir, Sie an Brechts “Laotse und der Zöllner” zu erinnern.
Mit feundlichem Gruß, B. Meyer-Probst