Buch&Bar 60: Jane Austen “Emma”

Die Lust, andere Leute zu verheiraten

Über: Teuflischen Spaß beim Lesen und Trinken

Jane Austen: "Emma". Roman. Übersetzung: Ursula Grawe und Christian Grawe. Reclam Verlag, 7,95 Euro

Vor fast haargenau 200 Jahren erblickte Jane Austens „Emma“ (Reclam, 7,95 Euro) das Licht der literarischen Welt und hält seither Millionen Leser in Atem. Emma ist jung, klug, reich und sehr attraktiv. Aber mit ihrem Bildungsdünkel, und ihre Lust, andere zu manipulieren, geht sie einem sagenhaft auf die Nerven. Kurz: Sie ist ein prächtiges Beispiel für Oscar Wildes Satz: „Es gibt Frauen, die sind gar nicht schön. Die sehen nur so aus.“

Im Grunde ist das Buch ein Krimi aus einer Zeit, in der es noch keine Krimis gab. Emma liebt es, Ehen zu stiften. Wie eine Marionettenspielerin will sie an Fäden ziehen, um Paare vor den Traualtar zu dirigieren. Keiner ihrer Pläne geht auf, aber während Emma munter scheitert, streut Jane Austen im Roman lauter zarte Hinweise auf ein echtes Liebesdrama aus, das sich von Emma unbemerkt hinter ihrem Rücken abspielt. Wer den Roman liest wie ein Whodunit von Agatha Christie, kommt den wahren Liebesverhältnissen viel früher auf die Spur als die hochnäsige Heldin. Was ein teuflischer Spaß ist.

Am Ende bereut Emma all ihre Fehler und erobert so doch noch die Herzen der Leser. Natürlich hat man ihrer genialen Schöpferin längst auch einen Drink gewidmet: Leseratten unter den Bar-Keepern dieser Welt mixen aus Hendrick’s Gin, Holunderblütenlikör von St. Germain, Green Chartreuse Kräuterlikör und Limettensaft zu gleichen Teilen einen Jane Austen-Cocktail. Er ist sehr stark – aber das sind Jane Austens Romane ja auch.

 

2014 startete BUCH & BAR. Die Kolumne ist schon deshalb absolut unverzichtbar, weil sie dem weltbewegenden Zusammenhang zwischen Lieblingsbegleiter BUCH und Lieblingsaufenthaltsort BAR nachgeht, zwischen Geschriebenem und Getrunkenem, zwischen der Beschwingtheit, in die manche Dichter ebenso wie manche Drinks versetzen können. Also haargenau das,  worauf jeder überzeugte Büchersäufer immer schon gewartet hat – weshalb ich die Kolumnen hier gern frisch auf die Theke meines Blogs serviere.

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