Vom saugefährlichen Leben der Professoren
Heute: Über elterlich ehrlich aufgewühltes Lesen und Trinken
Klar, Essen ist auch wichtig. Aber in dieser Kurz-Kolume BUCH & BAR geht es nur um Lesen und Trinken. Warum? Weil beides, in richtiger Qualität und Dosierung, einen kostbaren Fingerbreit über die klägliche Wirklichkeit hinausheben kann.
No risk, no fun. – Unser jüngster Sohn trainiert begeistert Parkour. Soll heißen: Er springt schon mal Salti das Treppenhaus runter oder balanciert über Brückengeländer. Er hat massenweise „Fun“ dabei, und Annette und ich geben uns massenweise Mühe, nicht zu viel ans „Risk“ zu denken.
Die Britin Polly Morland hat jetzt ein Buch über die Liebe zum Risiko geschrieben. Sie nennt es „Risk Wise“ (weissbooks, 9,99 Euro) und erzählt darin von Leuten, die neben Vulkankratern wohnen, als Ski-Abfahrtsläufer oder hoch verletzungsgefährdete Ballettstars ihr Geld verdienen. Sie alle haben Spaß, Erfolg und wenig Verständnis für Angsthasen. Ehrlich gesagt: Interviews aus dem Krankenhaus mit weniger erfolgsverwöhnten Risikoliebhabern hätten mich mehr beeindruckt. Im Nachwort stimmen dann noch Nietzsche und Heidegger Loblieder an aufs gefährliche Leben. Der eine war Professor in Basel, der andere in Freiburg, nie balancierte sie auf Brückengeländern.
Vielleicht verstehen Sie jetzt, dass ich mir gelegentlich einen beruhigenden Drink mixe. Sehr gelobt wird der T-Town Tranquilizer, ein Punch mit so vielen Zutaten (2 Wodkas, 1 Korn, 7 Obstsorten, Ananassaft, 1 Dose 7up), dass man an Nervosität stirbt, bevor er fertig ist. Empfehlen kann ich Limoncello, einen Zitronen(schalen)likör. Mit Eis und Thymian wirkt er erfrischend und zugleich erstaunlich entspannend.
Die Kolumne erschien im Focus vom 17. Oktober 2015. 2014 startete BUCH & BAR im Focus. Die Kolumne ist schon deshalb absolut unverzichtbar, weil sie dem weltbewegenden Zusammenhang zwischen Lieblingsbegleiter BUCH und Lieblingsaufenthaltsort BAR nachgeht, zwischen Geschriebenem und Getrunkenem, zwischen der Beschwingtheit, in die manche Dichter ebenso wie manche Drinks versetzen können. Also haargenau das, worauf jeder überzeugte Büchersäufer immer schon gewartet hat – weshalb ich die Kolumnen hier gern frisch auf die Theke meines Blogs serviere.
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